Seit einem Vierteljahrhundert verwandelt die
Arnoldsche Verlagsanstalt gemeinsam mit Kuratoren, Künstlern
und Autoren besondere Spezialitäten der angewandten Kunst in präzise
konzipierte, sehr individuelle Bücher. In diesen 25 Jahren machte
das Team um Dieter Zühlsdorff das erstaunliche Potenzial
künstlerischer und handwerklicher Objektgestaltung sichtbar. In
Ausstellungskatalogen, Themenbüchern und Monographien werden
Ideenwelten und Phänomene aus Design, Schmuck, Mode, Kunst,
Architektur und Fotografie vermittelt, Schlaglichter gesetzt und der
Blick in die Tiefe geführt.
Die Kunst des Büchermachens verhält sich
in diesem Kontext gleichberechtigt zu ihrem thematischen Gegenstand.
Dieser wird in größtmöglicher Freiheit und ernsthafter Neugier
betrachtet, um dann in der Konzeption und Gestaltung des Buches eine
angemessene Interpretation zu erfahren. Die Wahl der Mittel, Methoden
und Materialien wird von den Verantwortlichen schöpferisch und
umsichtig betrieben. Die formale wie inhaltliche Individualität der
Bücher, und damit die Vielfalt des Programms, kann man durchaus als
Charakteristikum der Arnoldschen Verlagsbuchhandlung beschreiben.
Individualität wird aktuell gerne als
Wert an sich propagiert. Persönlicher Individualismus, und damit
verbundener Nonkonformismus macht das Wesen schöpferischen Tuns aus.
Der daraus entstehende Abstand in der Betrachtung von Alltäglichkeit
ermöglicht erst innovatives Sehen, Denken und Handeln. Die Flut der
Informationen und Bilder, die zunehmend unsere Gegenwart bestimmen,
überspült Einzelheiten, Details, Einzigartiges. Sie haben kaum eine
Chance wahrgenommen zu werden. Erst wenn sich individuelle Phänomene
zusammen finden, können sie Cluster bilden, die sich auch im
Massenhaften eine Sichtbarkeit verschaffen. Die Arnoldsche
Verlagsbuchhandlung könnte man als ein solches Cluster beschreiben,
das im Mainstream nicht nur den Connaisseuren, den Sammlern und
kulturell Interessierten eine Insel, nahe der Glückseligkeit, zum
verweilen bietet.
Die Zukunft des Buches wird mit den
permanent wachsenden Möglichkeiten digitaler Technologie immer
wieder in Frage gestellt. Die Macht schöpferischer Kräfte prägt
unsere Kultur, sie findet neue Wege Probleme zu lösen, Ideen
umzusetzen, unsere Welt zu gestalten, Visionen zu entwickeln und
umzusetzen. Das, was und wie wir etwas tun, definiert, wer wir sind
und was wir sein möchten. Das Wissen darum, wie etwas gemacht wird,
egal ob es alltägliche Dinge sind oder hochkomplexe Erfindungen, ist
eine der kostbarsten menschlichen Ressourcen. Die Themen der
Arnoldschen, also Objektkunst, Design, Kunsthandwerk und die
verwandten Bereiche, spiegeln zutiefst menschliche Genialität,
Ideenreichtum und Handfertigkeit wieder. Diese Besonderheiten finden
in der Sinnlichkeit eines haptisch und optisch erlebbaren Buches
ihren idealen Botschafter, die in der Abstraktion virtueller Medien –
zumindest vorerst - nicht vermittelbar ist.
Den Büchern zu diesen Themen fällt die
Rolle des Aufklärers und Anstifters zu. Sie sind wie Fenster und
Türen in Ateliers, Studios und Werkstätten – in Geschichte,
Gegenwart und manchmal auch Zukunft. Sie sind wie ein Blick über die
Schulter der Künstler, der Macher, Denker und Visionäre. Sie geben
Zeit zur Betrachtung, eröffnen Welten, würdigen das Detail und
weiten den Horizont. Viele Menschen sind heute sensibel für diese
individuellen, mit Sorgfalt und Sachkenntnis realisierten
Buch-Botschaften, die den besonderen Phänomenen der angewandten
Künste authentisch und individuell gerecht werden.
© Schnuppe von Gwinner, im Mätz 2012 - publiziert in der Festschrift "Arnoldsche Art Publishers - 25 Jahre Bücher aus Leidenschaft"
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