Freitag, 3. Mai 2013

Kunsthandwerk – quo vadis?

Der Trend ist deutlich: die Ideale des Einzigartigen und Individuellen widersprechen zunehmend dem Massenhaften. Die Renaissance traditioneller Werte ist ein gesellschaftliches Phänomen. Die Sehnsucht nach kultureller und sozialer Identität, Orientierung und Glaubwürdigkeit ist allgegenwärtig. Das Bewusstsein für Nachhaltigkeit, Aufklärung und Kennerschaft durchdringt unser aller Lebenskultur. Bewusste Geniesser und mündige Konsumenten sind heute die Trendsetter.

In den USA, sowie in den angelsächsischen und skandinavischen Ländern, ist diese Entwicklung schon länger zu beobachten. Den so genannten „creative industries“,
ihren Akteuren aus Architektur und Design, Buch- und Verlagswesen sowie Software, gilt dort seit einigen Jahren größte Aufmerksamkeit. Sie gelten als Vorreiter der Entwicklung neuer Strukturen für Arbeit und Märkte. Die UNO-Konferenz für Handel und Entwicklung und die europäische Kommission vermuten in der Kreativökonomie das erfolgreichste Wirtschaftsfeld der kommenden Jahrzehnte. Sie wird auch in Zukunft von extrem flexiblen, toleranten und gut informierten Menschen getragen und gestaltet.

Vor diesem Hintergrund erstaunt es nicht, dass die allgemeine Wertschätzung des Handgemachten, des Handwerks, der individuellen Kreativität aktuell einen faszinierenden Aufschwung erlebt. Die Offerten von Manufakturen, Kunst, Handwerk und Design antworten dem Zeitgeist auf geradezu perfekte Weise. Kommunikation und Information sind hier schon immer unverzichtbarer Teil des Produktes. Hier bedeutet Konsumieren nicht nur kaufen, sondern auch etwas in Erfahrung bringen, Bescheid wissen oder gar mitbestimmen können. Nicht nur Geld, sondern auch Zeit zu investieren, um ein individuelles, sehr persönliches und authentisches Produkt zu erwerben .

Die Messe Eunique möchte in Deutschland eine Lücke schliessen, indem sie ein Forum für das gestaltende Handwerk von internationalem Niveau schafft. Mit den Highlights des zeitgenössischen europäischen Handwerksdesigns wirbt sie für das innovative Potential gestaltender Handwerkskultur. Sie ermöglicht Begegnung und Austausch mit den Protagonisten der angewandten Kunst, deren inhaltlichen wie gestalterischen Konzepte aktueller nicht sein könnten.

© Schnuppe von Gwinner, Dezember 2010
veröffentlicht im Bulletin 1 zur  EUNIQUE 2011 Internationale Messe für Angewandte Kunst & Design, Karlsruhe

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen